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Social Movements,

Pressure Groups and Political Parties


 

Der Jura-Konflikt

Vera Indermaur-Hänggi

(1997)

 

Inhalt

1. Einleitung

2. Geschichtlicher Hintergrund

3. Ursachen und Verlauf der Jura-Bewegungen

4. Datenauswertung: Bemerkungen zur Methodik

5. Sozialstruktur der Bewegungsmitglieder

5.1 Alter, Geschlecht
5.2 Muttersprache
5.3 Konfession
5.4 Bildungsniveau
5.5 Berufliche Lage
5.5 Schicht
6. Mobilisierungsfaktoren
6.1 Relative Deprivation
6.2 Selbsteinschätzung
6.3 Wie wurden Befragte mobilisiert ?
6.4 Integration in der Gesellschaft
6.5 Aktivität in der Bewegung
6.6 Zeitliches Engagement
7. Schlussbemerkungen

Fussnoten

8. Literaturliste


1. Einleitung

Die immer wiederkehrenden Unruhen in Nordirland, im Baskenland oder der ehemaligen Sowjetunion, aber auch der Krieg im ehemaligen Jugoslawien zeigen, dass ethnisch motivierte Unruhen einen festen Platz in der heutigen Zeit haben. Dass sich auch die Schweiz trotz Föderalismus mit Minderheitenproblemen auseinandersetzen muss, zeigt der Konflikt um die Autonomie der Jurassier. Die separatistische Bewegung, aber auch die anti-separatistische Gegenbewegung sollen Thema der vorliegenden Arbeit sein. Dabei soll weniger auf der Aspekt der Gewalt im Zentrum stehen als die Beschäftigung mit einer Bewegung, die in einigen Punkten nicht in das Schema anderer, "neuer" Bewegungen z.B. im Bereich Umweltschutz, Frauenrechte, etc. passt.

Die Untersuchung soll wie folgt aufgebaut werden: zuerst wird der geschichtliche Hintergrund des Jurakonfliktes aufgezeichnet, dessen Wurzeln bis ins 10. Jahrhundert zurückreichen (Kapitel 2). Dann sollen in einem ersten Teil die separatistischen und anti-separatistischen Bewegungen als Ganzes anhand der geschichtlichen Entwicklung betrachtet werden (Kapitel 3). In einem zweiten Teil (Kapitel 5 und 6) soll, nach einigen einführenden Bemerkungen zur Methodik, die Betrachtung auf die Mikroebene verlegt werden. Dies geschieht anhand von konkreten Daten von befragten Bewegungsmitgliedern. Während dabei in Kapitel 4 näher auf den soziokulturellen Hintergrund der Befragten eingegangen wird, stehen im Kapitel 5 die Mobilisierungsfaktoren im Vordergrund. Die Arbeit schliesst mit einer zusammenfassenden Schlussbemerkung.

Inhalt


2. Geschichtlicher Hintergrund

Die Wurzeln des Jurakonfliktes reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück. Das Fürstbistum Basel, dessen Einzugsgebiet vorwiegend aus dem Jura bestand, gab es schon seit dem späten 10. Jahrhundert und war seit dem Westfälischen Frieden 1648 innerhalb des deutschen Reiches weitgehend autonom. Neben dem Einfluss der katholischen Kirche wurde das Gebiet auch durch die französische Herrschaft von 1792 bis 1815 geprägt.

Mit dem Ende von Napoleons Herrschaft und der nachfolgenden Neuverteilung Europas am Wiener Kongress 1815 entschied sich auch das Schicksal des Juras: das Fürstbistum Basel fiel in die politische Entscheidungsgewalt des Staates Bern. Der Jura wird von einem mehr oder weniger autonomen Gebiet zur marginalen Provinz.

Schon kurz nach dem Anschluss des Juras an Bern entstehen die ersten separatistischen Bewegungen mit zum Teil politisch-religiösem oder institutionellem Charakter. Die Reaktion aus Bern ist eine massive polizeiliche und militärische Repression. Schon von Beginn an werden der jurassischen Elite politische Ämter in Parlament und Kommissionen vorenthalten. Unter dem Druck der bernischen Fremdherrschaft entsteht ein im Bistum fehlendes jurassisches Nationalbewusstsein. Wirtschaftliche Benachteiligung vor allem im Fiskalbereich sowie politische Bevormundung und Unterdrückung werden als kulturelle Bedrohung empfunden.

Die Industrialisierung führt 1830-1860 zu einem wirtschaftlichen Aufschwung im Südjura. Die blühende Wirtschaftslage lockt Einwanderer vor allem aus dem deutschsprachigen Kantonsteil in die überwiegend frankophone Gegend. Die Einwanderungswelle wird in der zweiten Jahrhunderhälfte durch den Bau des jurassischen Eisenbahnnetzes nochmals verstärkt. In den Distrikten Moutier und Courtelary setzt sich die Bevölkerung zu fast einem Drittel aus deutschsprachige Einwanderern zusammen, in einigen Gemeinden ist der deutschsprachige Anteil zahlenmässig sogar in der Mehrheit. War es vorher die wirtschaftliche Benachteiligung, sehen sich die Jurassier nun plötzlich in ihrer Identität bedroht. Die Reaktion der jurassischen Eliten darauf ist eine Zuwendung zu "nationalistischen Themen" in Literatur und Geschichtsschreibung. Mit der Gründung der Société jurassienne d'Emulation 1847 und andere ethnozentristischen Aktionen versuchen sie den drohenden Identitätsverlust wett zu machen. Diese Blüte der jurassischen Literatur und Geschichtsschreibung führt gleichzeitig zum Entstehen eines kollektiven Gedächtnisses und fördert das Aufkommen eines jurassischen Patriotismus.

Nachdem sich während des zweiten Weltkrieges auch in der übrigen Schweiz der "Röstigraben" bemerkbar macht, führt die fortschreitende Germanisierung im Jura zu einem ersten Konflikthöhepunkt. 1913 stimmt die Berner Regierung der Verdeutschung zweier Ortsnamen zu, mit der Begründung, dass die Bewohner mehrheitlich deutscher Sprache seien. Dieses Ereignis führt zur Bildung einer weiteren Bewegung die nun im Gegensatz zu früheren Bewegungen ausgesprochen ethnischer Natur ist. Nach diesem Vorfall wird es für fast drei Jahrzehnte lang wieder ruhiger im Jura.

Zu Beginn der 40er Jahre beginnt der Konflikt wieder von neuem zu schwelen. 1942 beschliesst die kleine, vorwiegend von Täufern bewohnte Gemeinde Mont-Tramelan nur noch deutsch als Amtssprache zu benutzen. Es kommt zu Protesten der bereits sensibilisierten jurassischen Bevölkerung. Zum Eklat kommt es dann endgültig 1947, als sich der bernische Grosse Rat weigert, dem jurassischen Regierungsrat Georges Moeckli das Bau- und Eisenbahndepartement zu übergeben mit der Begründung seine Muttersprache sei französisch statt des gewünschten deutsch. Diese offensichtliche ethnische Diskriminierung bewirkt eine spontane Solidarisierungswelle und Mobilisierung: Am 20. September 1947 finden Protestaktion in Delémont statt. Aus dieser Aktion entsteht das gemässigte Comité de Moutier und das Mouvement séparatiste jurassien (MSJ). Diesmal zeigt sich die Berner Regierung kompromissbereiter als noch 100 Jahre zuvor und macht 1950 die folgenden Zugeständnisse an die jurassische Bevölkerung: die formelle Anerkennung des jurassischen Volkes als ethnische Einheit, die Gleichstellung von Französisch und Deutsch als Amtssprache im Kanton Bern, die Konstituierung einer paritätischen Kommission des Grossen Rates zur Behandlung jurassischer Angelegenheiten und die Zusicherung zweier von neun Regierungssitzen an die jurassische Minderheit. Das MSJ, dessen Ziel die vollständige Autonomie des Gebietes Jura ist, wird von diesen Verhandlungen vollständig ausgeschlossen. Während sich das Comité de Moutier nach den Zugeständnissen der Berner Regierung auflöst , verfestigt sich das MSJ und tritt neu unter dem Namen Rassemblement jurassien (RJ) in Aktion. Als wichtigstes Mobilisierungsinstrument der Bewegung entpuppt sich bald der Gedenktage zur Moeckli-Affäre, der mit dem jährlichen "Fête du peuple jurassien" begangen wird.

In dieser Phase des Konflikts macht sich zum ersten Mal auch die Gegenseite bemerkbar: 1952 kommt es zur Gründung der Union des patriotes jurassiens (UPJ), eine Bewegung bestehend aus antiseparatistische Notabeln mit dem Ziel der unbedingten Erhaltung des Status quo.

Ende der 50er Jahre wird der RJ auch politisch aktiv und lanciert eine kantonale Volksinitiative, die ein Juraplebiszit fordert. Die Initiative wird an der Abstimmung vom 5.7.59 mit überwiegender Mehrheit abgelehnt (Jenkins 1986: 101). Für Bern ist damit die Jurafrage endgültig beendet, jegliche weitere separatistischen Aktionen werden systematisch unterdrückt. Für das RJ ist dies jedoch nur die Triebfeder, um noch unnachgiebiger für die separatistischen Forderungen einzutreten und politisch noch aktiver zu werden. Der Erfolg bleibt nicht aus: 1962 gewinnen die Separatisten 6 zusätzliche Sitze im Kantonsparlament. Die Antiseparatisten verlieren im Gegenzug 5 Sitze. Doch hat dieser Erfolg nur begrenzte Wirkung, sind doch im bernischen Parlament 189 Sitze zu vergeben und total nur 31 von Jurassiern und davon sogar nur 11 von Separatisten besetzt.

Die zunehmende Aktivität des RJ führt zur Diversifikation der Bewegung und zur Gründung von zahlreichen weiteren Organisationen wie der Association des Amis du Jura libre, der Bélier-Gruppe, der Association des Jurassiens de l'extérieur, der Association féminine pour la défense du Jura und des Mouvement universitaire jurassien.

In dieser Phase kommt es zu einer weiteren Eskalation: 1962 wird der Offizier Romain Berberat wegen antibernischer Äusserungen am Fest des jurassischen Volkes seines Kommandos enthoben, gleichzeitig verkauft Bern ein Stück Land, das ursprünglich im Besitz des EMDs war, an das EMD zurück. Geplant ist die Errichtung eines militärisches Pferdezentrum. Mit diesen Ereignissen wird die vorwiegend gewaltfreie Schwelle überschritten, es kommt zur Gründung der militanten Gruppe Front de libération jurassien (FLJ). Die Brand- und Sprengstoffanschläge des FLJ gegen militärische Objekte häufen sich, was zur Folge hat, dass die ganze Schweiz auf den Jura-Konflikt aufmerksam wird. Das RJ möchte die Gunst der Stunde nutzen und fordert die Einschaltung der Eidgenossenschaft als Vermittler. Der Bundesrat lehnt dies jedoch mit der Argument ab, dass es sich hier nur um einen innerkantonaler Konflikt handle und ruft zum Dialog zwischen den Konfliktparteien auf.

Durch die zunehmende Gewalt auf der Seite der Separatisten steigerte sich auch die Gewaltbereitschaft auf bernischer Seite. Während die repressiven Massnahmen zu Beginn des Konfliktes nur gegen die Exponenten der Bewegungen gerichtet waren, weiten sich die Sanktionen nun aus. Es kommt zum allgemeinen Verbot von autonomistischen Manifestationen anlässlich offizieller Anlässe (z.B. an der Expo 1964). Diese Massnahmen bewirkten aber nur einen Aufschwung der separatistischen Aktionen vor allem durch die Jugendorganisation der Béliers, die sich mit spektakulären und überraschenden Aktionen, Einfallsreichtum und Humor breite Sympathien in der Bevölkerung verschaffen.

Durch den zunehmenden Druck der Separatisten sieht sich auch die anti-separatistische Bewegung gezwungen, mehr Initiative zu ergreifen. Dies führt auch hier zu einer Diversifizierung und zur Entstehung einer Anzahl neuer Gruppen wie der Association des Jurassiens bernois de l'extérieur (AJUBE), der Jeuness civiques du Jura bernois, der Groupement interparti pour l'unité cantonale (GIPUC) und der Jeune Ajoie.

Ende der 60er Jahre steigert das RJ noch einmal den Druck auf die Berner Regierung mit Aktionen wie einer kollektiven Dienstverweigerung oder der Besetzung der Delsberger Präfektur. Die Regierung lenkt ein und lanciert im März 1967 einen Aktionsplan zur Lösung der Jurafrage, der eine Bestandsaufnahme aller relevanten Jurafragen machen soll. Dabei werden zwei Lösungsoptionen vorgeschlagen: Einerseits einen Sonderstatus für den Jura mit Verbleib im Kanton Bern oder einen plebiszitärer Entscheid zur Frage der Separation. Dem RJ gehen diese Lösungsvorschläge jedoch noch zu wenig weit. Die Aktionen gehen weiter, so dass sich die Berner Regierung im Herbst 1968 gezwungen sieht, die Eidgenossenschaft zum Ergreifen militärischer Sondermassnahmen bittet. Konkret bedeutete dies, dass die im Jura stationierten Truppen mit scharfer Munition auf Pikett gestellt wurden. Diese trotz Geheimhaltung an die Öffentlichkeit gedrungene Aktion löst eine Welle der Empörung aus und wird in gewissen Kreisen sogar mit dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die CSSR verglichen.

Nachdem auch die Antiseparatisten die Berner Regierung zum Handeln drängen, entscheidet diese sich zu Gunsten einer plebiszitären Lösung, d.h. einer Volksbefragung im jurassischen Kantonsteil. Dabei war vorauszusehen, dass dies die Abspaltung zumindest eines Teiles des bernischen Juras zu einem neuen Kanton bedeuten würde.

Im Juni 1974 kommt es zur Volksbefragung bei der die jurassische Bevölkerung die Möglichkeit bekommt zu entscheiden, ob sie der Gründung eines eigenständigen Kantons Jura zustimmt. Das Abstimmungsresultat ist knapp: 36'902 Ja- gegen 34'057 Nein-Stimmen (Ganguillet 1985: 112). Die Abstimmung spaltet jedoch den jurassischen Kantonsteil: während die Bewohner der drei Distrikte im Nordjura mehrheitlich für die Bildung eines separaten Kantons stimmen, lehnen die meisten Südjurassier und das Laufental eine Abspaltung vom Kanton Bern ab. Zudem führt das Abstimmungsresultat im Südjura zu einem Aufschwung der Anti-Separatisten. Es kommt zu Repressionen gegenüber den Separatisten in allen Lebensbereichen, zum Beispiel durch Versammlungs- und Berufsverbote. Diese Situation förderte vor allem in Moutier die Gewaltbereitschaft, wo Separatisten und Anti-Separatisten etwa gleich stark vertreten sind.

1975 wird eine zweite Volksbefragung durchgeführt, in der sich die Jurassier entscheiden können, ob sie - sollte die Schweizer Bevölkerung ebenfalls der Gründung eines Kanton Juras zustimmen - lieber beim Kanton Bern verbleiben oder dem neuen Kanton Jura angehören wollen. Auch nach dieser Abstimmung zeigt sich wieder die Spaltung des Juras: im Südjura wollen 2/3 der Bewohner bei Bern bleiben. In Courtelary und Moutier sind zukünftige Spannungen bereits vorprogrammiert, da sich zwar die Mehrheit für Bern entscheidet, der Anteil der Separatisten jedoch sehr hoch ist (Courtelary 76%, Moutier 56% für den Verbleib bei Bern).

Für Bern scheint das Juraproblem nun endgültig gelöst. Nach der Abstimmungen streicht es alle Zusagen an die Jurassier aus ihrer Verfassung und entzieht ihnen alle Unterstützung. Doch die Abspaltung des Juras ist nur Lösung eines Teilproblems, was übrigbleibt ist ein neues Minderheitenproblem, diesmal in den Gebieten um Courtelary und Moutier. So erstaunt auch die Zunahme von Gewaltausbrüchen in diesen Gebieten nach der Abstimmung nicht. 1975 kommt es in Moutier zum Einsatz von Polizeigrenadieren gegen die Separatisten, in Tavannes zu Zusammenstössen zwischen Separatisten und Antiseparatisten, 1978 und 1979 führen Repressionswellen und Gewaltaktionen grosser Polizeiaufgebote vor allem in Moutier zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen.

Am 14. September 1978 stimmt das Schweizervolk mit 82% der Gründung des Kantons Jura zu, am 1. Januar 1979 wird die Républiqe et canton du Jura ausgerufen.

In der nachfolgenden Zeit versuchen die Separatisten sich gezielt den anti-separatistischen Diskriminierungsmassnahmen zu widersetzen. Am 16. März 1980 kommt es zu einem erneuten gewalttätigen Höhepunkt in Cortébert. Der von den RJ organisierte Delegiertenkongress ruft den Zorn der Antiseparatisten hervor, da der 16. März der Jahrestag des zweiten Plebiszites ist. Die Gemeinde Cortébert beantragt beim Kanton ein Verbot der Versammlung, was jedoch nicht genehmigt wird. So werden die Delegierten des RJ gewaltsam am Betreten der Versammlungsstätte gehindert. Dabei erleidet einer der Delegierten schwere Verletzungen.

Nach dem Zusammenstoss in Cortébert lassen die Gewaltausbrüche allmählich nach. Es kommt zur Gründung Assemblée interjurassienn (AIJ) einer Vereinigung der Vertreter des neuen Kantons Jura aber auch Vertreter des berner Juras angehören. Damit wird die Diskussion über die Zukunft des Juragebietes definitiv auf die politische Ebene verlegt. Die Béliers, die ihren Kampf für ein vereinigtes Jura weiterhin mit Gewaltmitteln fortsetzen verlieren immer mehr das Verständnis, den Rückhalt und die Sympathien in der Bevölkerung und werden politisch isoliert. Heute denkt man im AIJ laut über ein Jura der 6 Distrikte nach und sucht auf politischer Ebene einen Konsens zu finden.

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3. Ursachen und Verlauf der Jura-Bewegungen

Ganguillet (Ganguillet 1991: 324) nennt für die Entstehung des Jurakonfliktes mehrere Ursachen: So führt er die kulturellen Gegensätze wie Sprache, Religion, unterschiedliche Bräuche, Traditionen und historische Bezüge an. Er bezeichnet diesen Konflikt daher auch als Peripherie-Minderheiten-Konflikt. Doch auch innerhalb der Jurassier kann keine einheitliche homogene Basis ausgemacht werden. Während der Nordjura im Wirkungsbereich von Basel und des Bistums steht, wird der Südjura im Einflussbereich Berns von der Reformation erfasst. Die zwei verschiedenen Konfessionen innerhalb der Region verhinderten ein einheitliches ethno-regionales Bewusstsein.

Als weiteren Grund für den Konflikt nennt Ganguillet die systematische Majorisierung der jurassischen Minderheit: bei Abstimmungen wird die jurassische Delegation aufgrund ihrer zahlenmässig geringeren Vertretung regelmässig überstimmt. So haben nur gemässigte Jurassier Erfolg, in eine Kommission oder ein anderes politisches Gremium gewählt zu werden. Dieser politische Einflussverlust wird durch die massive Abwanderung der jurassischen Bevölkerung seit Beginn dieses Jahrhunderts noch verschärft.

Doch wäre es eine Vereinfachung zu sagen: Separatisten sind katholisch und frankophon, Antisepartisten sind grundsätzlich reformiert und deutschsprachig. Jenkins (Jenkins 1986:140) hat in seiner umfassenden Studie 14 Variablen getestet, die den Separatismus in den 6 französischsprechenden Distrikten des Berner Juras untersucht. Dabei hat er festgestellt, dass je nach Distrikt verschiedene Variablen eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen. Während zum Beispiel im Distrikt Delémont die französische Sprache als wichtigste Variable gilt, ist es im Moutier der Katholizismus, in La Neuveville der ökonomische Status und in Franches-Montagnes gar die Entvölkerung (Abwanderung). Er kommt zum Schluss, dass die französische Sprache zwar eine nötige aber nicht hinreichende Bedingung für das Entstehen der separatistischen Bewegung ist. Dasselbe gilt für den Katholizismus. Erst das Zusammentreffen dieser beiden Variablen, zusammen mit weiteren Faktoren, wie der jurassischen Abstammung und der Entfernung zu Bern, zeigen einen signifikanten Zusammenhang an.

Das Vorhandensein dieser Faktoren alleine genügt jedoch nicht, um die Entstehung der Bewegung zu erklären, da es in der Schweiz mehrere Regionen gibt, die einem Kanton angehören, der nicht ihre Sprache und Kultur repräsentiert (z.B. Romanen in Graubünden). Es müssen also noch weitere Faktoren berücksichtigt werden, die erklären, warum aus der gegebenen Situation eine Bewegung entstehen kann. Für Rucht (Rucht 1994 (1): 79) ist ein "Wir-Gefühl" für die Entstehung einer Bewegung der entscheidende Faktor. So definiert er soziale Bewegung als ein "Handlungssystem auf Basis einer kollektiven Identität. [...] Als ein auf kollektive Identität beruhendes Handlungssystem [...] muss es Personen und Gruppen umfassen, die sich dem Handlungssystem subjektiv zurechnen und ein "Wir-Gefühl" aufweisen." Die Unterdrückung der jurassischen Bevölkerung durch die Berner Regierung seit Beginn des Zusammenschlusses hat dieses "Wir-Gefühl" gefördert. Die jurassische Elite verstand es, dass kollektive Gedächtnis und die jurassische Identität zu kultivieren, vor allem durch eine ansehnliche Literatur.

Während sich die pro-jurassische Bewegung schnell formiert, vergeht bis zur Entstehung einer pro-bernischen Bewegung eine lange Zeit. Der Zeitpunkt der Entstehung der anti-separatistischen Bewegung ist jedoch nicht zufällig. Sie formiert sich Anfang der 50er Jahre, nachdem die bernische Regierung den Separatisten erste Zugeständnisse gemacht hat. Für Zald und Useem (Zald/Useem 1977: 254) ist in dieser Entwicklung eine klare Gesetzmässigkeit zu erkennen: "First, a countermovement is likely to emerge if the movement appears to be accomplishing its goals. A movement's success demonstrates to a countermovement's constiuency the benefits of collecitve action."

Auch die Bedeutung der Medien ist vor allem im Zusammenhang mit den Separatisten interessant. In den 60er Jahren rückt das Jura-Problem vor allem durch zum Teil gewaltsame Aktionen der Béliers und der FLJ ins Bewusstsein der gesamtschweizerischen Bevölkerung. Für Rucht (Rucht 1994 (2): 348) ist die Präsenz in den Medien das entscheidende Instrument, um eine Regierung unter Zugzwang zu setzen. "Soziale Bewegungen, die nicht die Zustimmung von zumindest Teilen der massenmedial präsenten Öffentlichkeit finden, können auch kaum mit der Zustimmung von grösseren Teilen des Publikums rechnen, das durch öffentliche Meinung beeinflusst wird. Fehlt aber dieser Druck öffentlicher Meinung und der - über Umfragen und Wahlverhalten - sich artikulierende Druck der Bevölkerungsmeinung, so ist auch von politischen Entscheidungsträgern keine Beachtung der Forderungen sozialer Bewegungen zu erwarten. Bewegungen müssen also Öffentlichkeit suchen, wollen sie auf politische Entscheidungsträger wirken." Dabei hat sich gezeigt, dass es vor allem den Béliers gelungen ist, den Balanceakt zwischen Sympathie und Ablehnung zu meistern. Denn wie Rucht weiter sagt, "stehen Protestbewegungen vor dem Dilemma, dass nachrichtenwertträchtige Aktionen und insbesondere spektakuläre Regelverletzungen zwar starke Beachtung sichern, aber zugleich auch scharfe Ablehnung wahrscheinlich machen. Unter diesen Bedingungen besteht ein hohes Risiko, dass nicht Motive und Gründe des Protests, sondern die Verwerflichkeit der Protestformen zum Gegenstand öffentlicher Aufmerksamkeit werden. Deshalb müssen Protestbewegungen darauf bedacht sein, ihre Aktionsformen und ihr Framing so abzustimmen, dass die Balance zwischen "appeal und threat" gewahrt bleibt. Allzu harmlose Proteste drohen im vielstimmigen und mit mächtigen Konkurrenten besetzten Feld politischer Interessenverfolgung unterzugehen; allzu aggressive Proteste drohen die Mehrheit des Publikums zu verschrecken und die Protestierenden anstelle ihrer Gegner auf die Anklagebank zu bringen."

Die Reaktion der Berner Regierung auf die gewaltsamen Aktionen des FLJ ist sehr heftig. Sie reagiert auf Gewalt ebenfalls mit Gewalt und Repression. McAdam (McAdam 1994: 397) hat die möglichen Umweltreaktionen auf eine Bewegung in ein Schema mit vier Kategorien eingeteilt. Bezeichnet man das Ziel der separatistischen Bewegungen (die vollständige Autonomie) als eher revolutionär und die dafür verwendeten Taktiken (Anschläge, Gewaltaktionen) als nicht-institutionell, resultiert daraus eine mit Repression reagierender Umwelt. Dies trifft im Falle der Berner Regierung eindeutig zu.

Man muss jedoch auch bemerken, dass die Intensität des Konfliktes und damit die Präsenz und Aktivität der Bewegungen in ihrer über 150jährigen Geschichte stark schwankt. Auf die Gründe für das Auf und Ab der Bewegung soll hier nicht näher eingegangen sondern im folgenden den Blick weg von der Bewegung allgemein auf die einzelnen Individuen innerhalb der Bewegung gerichtet werden.

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4. Datenauswertung: Bemerkungen zur Methodik

Die Grundlage für die folgenden Auswertungen bilden die Daten, die 1981/1982 im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms Nr. 6 unter der Leitung von Hanspeter Kriesi am Soziologischen Institut der Universität Zürich erhoben wurden. Der Datensatz wurde von der SIDOS (Schweizerischen Informations- und Daten-Archivdienst für die Sozialwissenschaften) zur Verfügung gestellt. Der Fragebogen, auf welchem die Daten beruhen, sind im Anhang angeheftet.

Für die Befragung ausgesucht wurden Basismitglieder der verschiedenen zur Zeit des Ereignisses in Cortébert 1980 aktive separatistischen und anti-separatistischen Bewegungen. Da die Rücklaufquote der versandten Fragebögen relativ niedrig war (nur 37%) standen für die Auswertungen lediglich die Daten von 160 Anti-Separatisten und 133 Separatisten zur Verfügung, der überwiegende Teil davon aus Moutier, Tramelan und La Neuveville. Bei dieser geringen Zahl stellt sich verständlicherweise die Frage nach der Repräsentativität der ausgewerteten Zahlen. Ich möchte mich hier Kriesi (Kriesi 1985: 91) anschliessen, der dieses Problem so sieht: "Auch wenn sie [die Repräsentativität] nicht perfekt zu realisieren ist, so erscheint mir eine näherungsweise Erfüllung der Anforderungen dieser Idee immer noch fruchtbarer, als die Beschränkung auf Einzelfälle, einzelne Individuen, Gruppen oder Mobilisierungsprozesse, oder gar der Verzicht auf eine systematische Analyse überhaupt, zumal Anhaltspunkte über die Richtung der Verzerrung bestehen." Aufgrund der unvollkommenen Daten habe ich als statistisches Instrument ausschliesslich die Häufigkeitsauszählung verwendet und auf komplexere statistische Berechnungen vollständig verzichtet.

Ein weiteres Problem bei der Auswertung der Daten lag in der genauen Bestimmung der Gruppenzugehörigkeit der einzelnen Befragten. Aus Gründen der Anonymität wurde im Datensatz die genaue Zugehörigkeit zu den einzelnen Bewegungen (Frage 9, Teil B) gelöscht [1]. Um Separatisten und Antisepartisten trotzdem getrennt auswerten zu können, wurde die Unterscheidung nach dem wichtigsten Ziel (Frage 18, Teil A: Anschluss des Südjuras an den Kanton Jura) vorgenommen. Personen, welche diese Frage mit "befürworte ich stark" beantworteten, wurden als Separatisten kategorisiert. Die Antwort "lehne ich stark ab" wurde den Anti-Separatisten zugeordnet. Durch diesen "Umweg" ergeben sich teilweise leichte Abweichungen zu den Zahlen, welche Kriesi in seinen Auswertungen erhält. Diese Abweichen sind aber höchstens marginal, die allgemeinen Tendenzen stimmen überein.

Bei den meisten Auswertungen wird noch zwischen den Mitgliedern allgemein und dem Kern der Gruppe unterschieden. Zur Isolierung des Kernes wurde die Frage nach der Stellung (Frage 24, Teil B) innerhalb der Gruppe als Selektionskriterium verwendet. Daraus ergab sich eine Anzahl von 59 Personen in der Gruppe der Anti-Separatisten und 31 Personen bei den Separatisten, die dem Kern zugerechnet werden. Die Unterscheidung ist auch hier etwas ungenau, sollte aber im Rahmen einer solchen Arbeit ausreichend sein.

Kriesi hat zu den meisten Variablen den Wert einer Kontrollgruppe (repräsentativer Schnitt der Schweizer Stimmbürger) errechnet. Bei einigen Variablen werde ich mich auf diese Kontrollwerte beziehen und Vergleiche anstellen. Für weitere Erläuterung betreffend der Erhebung der Fragebogen, der Stichprobenziehung, etc. möchte ich auf die detaillierten Ausführungen bei Kriesi (Kriesi 1985: Anhang) hinweisen.

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5. Sozialstruktur der Bewegungsmitglieder

5.1 Alter, Geschlecht

Das Durchschnittsalter bei den Anti-Separatisten beträgt 49, bei den Separatisten 45.5 Jahre. Das Durchschnittsalter im Kern liegt bei beiden Bewegungen bei knapp 47 Jahren.

Alter
Anti-Separatisten
Separatisten
(Anz. Personen)
Allgemein
Kern
Allgemein
Kern
bis 20
6
4
1
-
21-30
26
10
18
2
31-40
17
8
31
10
41-50
26
11
35
6
51-60
27
9
22
6
61-70
30
9
17
5
71-80
18
6
6
1
Missing
10
2
3
1

160
59
133
31

Die Verteilung der Personen über die verschiedenen Alterskategorien kann bei den Separatisten als normalverteilt bezeichnet werden. Der Modus liegt in der Gruppe der 41-50jährigen mit 35 Personen. Beim Kern der Separatisten verschiebt sich der Modus etwas nach unten in die Kategorie der 31-40jährigen mit 10 Personen.

Bei der Verteilung der Anti-Separatisten zweigt sich ein etwas anderes Bild. Hier liegt der Modus bei der Kategorie der 61-70jährigen. Die Häufung in dieser Kategorie scheint auf eine Überalterung unter den Mitgliedern der anti-separatistischen Bewegungen hinzudeuten. Im Gegensatz dazu und auch im Gegensatz zu den Separatisten ist die Gruppe der 31-40jährien relativ untervertreten. In der Kerngruppe verschiebt sich der Modus stark nach unten (41-50jährige: 11 Personen). Die Untervertretung der 31-40jährigen bleibt aber auch im Kern bestehen.

Das von Kriesi ermittelte Alter der Kontrollgruppe liegt bei 47 Jahren. Auch hier zeigt sich die Überalterung der Anti-Separatisten. Bei beiden Gruppen liegt der Durchschnitt jedoch über dem Schnitt, den andere Gruppen, zum Beispiel grün-alternative Bewegungen erreichen (Kriesi 1985: 256)

Beim Geschlecht zeigt sich in der Gruppe allgemein keinen Unterschied zwischen den Anteilen. Bei beiden liegt das Verhältnis Mann-Frau bei 60% zu 40%. Eine Differenz macht sich erst im Kern der Bewegungen bemerkbar. Während der Frauenanteil im Kern der Antiseparatisten auf 33% abnimmt, steigt er bei den Separatisten sogar auf 48%!

Für den hohen Frauenanteil bei den Kern-Separatisten könnten zwei Faktoren verantwortlich sein: Entweder hat die spezielle Berücksichtigung der jurassischen Frauengruppen den Frauenanteil steigen lassen oder die hohe Beteiligung von Frauen ist ein Zeichen des hohen Mobilisierungsgrades der Jurabewegung.

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5.2 Muttersprache

Eine Variable, die immer zentral für die Entstehung des Jura-Konfliktes angegeben wird, ist die der Sprache. Hier zeigen jedoch die Zahlen eine erstaunliche Verteilung. Die grobe Vorstellung, dass alle Separatisten frankophon und alle Antiseparatisten deutschsprachig sind trifft vor allem bei den hier befragten Antiseparatisten nicht zu. Hier geben allgemein aber auch im Kern um 80% der Befragten als Muttersprache Französisch an !

Bei den Separatisten bestätigt sich die Vermutung, dass die Mehrheit (über 90%) französischer Muttersprache ist.

5.3 Konfession

Wie bei der Sprache zeigen sich auch bei der Konfession, die zweite Variable, die im Zusammenhang mit der Entstehung des Jurakonfliktes stark gewertet wird, unerwartete Resultate. Diesmal jedoch auf der Seite der Separatisten. So sind "nur" 50% der Separatisten katholisch, im Kern geben sogar nur 42% als Religion katholisch an. Aufgrund des geschichtlichen Hintergrundes wäre ein viel höherer Anteil an Katholiken zu erwarten gewesen. Bei den Anti-Separatisten bestätigt sich diesmal die Annahme: 78% (resp. 79% im Kern) sind protestantisch.

Dass die Konfession in diesem Stadium des Jurakonfliktes eine eher untergeordnete Rolle zu spielen scheint, zeigt auch eine von Kriesi konstruierte Zusatzvariable, welche die Konfession mit der Häufigkeit des Gottesdienstbesuches verknüpft und so eine Idenditätsvariable konstruiert, die er Christliche Identität nennt. Bei der überwiegenden Mehrheit der Befragten, Separatisten und Antiseparatisten, reagiert die Variable "christliche Identität" nicht.

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5.4 Bildungsniveau

Interessant in diesem Zusammenhang scheint mir dir Frage, ob zwischen Kern und der allgemeinen Gruppe ein Unterschied im Bildungsniveau auszumachen ist. Waldmann (Waldmann 1993: 87) hat bei seinen Untersuchungen der IRA- und ETA-Mitglieder ermittelt, dass Mitglieder mit besserer Ausbildung häufig in Führungspositionen aufsteigen und in Debatten über ideologische und strategische Grundsatzfragen besonders hervortreten. Befragt wurden die Mitglieder nach dem höchsten erreichten Schulabschluss:

(Werte in %)
Anti-Separatisten
Separatisten

Allgemein
Kern
Allgemein
Kern
Primar
30.0
33.3
38.6
41.4
Sekundar
27.3
26.2
21.3
20.7
Mittelschule1)
37.4
33.4
28.3
24.2
Uni2)
5.3
7.1
11.8
13.7

100.0
100.0
100.0
100.0

1) Mittelschule mit/ohne Matur, Technika, Lehrerseminar, Berufsschulen

2) Uni mit/ohne Abschluss

Die Resultate von Waldmann scheinen sich hier nicht ganz zu bestätigen. Bei den Separatisten aber auch bei den Anti-Separatisten hat es zwar im Kern mehr Uni-Absolventen als in der allgemeinen Gruppe, gleichzeitig ist aber auch die Beteiligung von Mitgliedern die nur einen Primarschulabschluss haben im Kern grösser.

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5.5 Berufliche Lage

(Werte in %)
Anti-Separatisten
Separatisten

Allgemein
Kern
Allgemein
Kern
Vollzeit
54.0
63.0
56.3
58.1
Teilzeit
5.3
3.5
10.9
6.5
Hausfrau
12.7
10.5
20.3
22.6
Pensionierte
24.7
21.1
7.8
12.8
Schüler/Lehrling
2.0
1.8
3.1
-
Anderes
1.3
0.1
1.6
.-

100.0
100.0
100.0
100.0

Beim Anstellungsgrad ergeben sich zwischen den Separatisten und den Anti-Separatisten einige, zum Teil durch die Altersstruktur bedingte Unterschiede. Während der Anteil der Vollzeitbeschäftigten bei beiden allgemeinen Gruppen etwa gleich hoch liegt, zeigt sich beim Anteil der Hausfrauen und der Pensionierten eine Abweichung. Der Anteil der Hausfrauen liegt bei den Anti-Separatisten bei knapp 13%, während er bei den Separatisten bei über 20% liegt. Hier könnten wieder dieselben Gründe vorliegen (Berücksichtigung von Frauengruppen oder hoher Mobilisierungsgrad), die schon beim Geschlecht einen hohen Frauenanteil bewirkt haben.

Der höhere Anteil an Pensionierten bei den Anti-Separatisten im Vergleich zu den Separatisten deutet, wie bereits schon das Alter, auf eine gewisse Überalterung bei den pro-bernisch eingestellten Aktivisten hin.

Bei der Verteilung der Berufe sieht die Situation folgendermassen aus:

(Werte in %)
Anti-Separatisten
Separatisten

Allgemein
Kern
Allgemein
Kern
Pflanzenbau/Tierwirtschaft
3.2
4.4
3.8
-
Technische Berufe
2.4
-
11.2
11.2
Industrie/Handwerk
32.3
39.1
28.0
33.3
Org. /Verw./Büro/Handel
36.9
32.6
28.0
22.2
Unterricht/Erziehung
12.9
8.7
10.3
18.5
Anderes
12.3
15.2
18.7
14.8

100.0
100.0
100.0
100.0

Technische Berufe (wie z.B. Ingenieure, Techniker, techn. Zeichner, etc.) sind bei den Separatisten stärker vertreten als bei Anti-Separatisten. Dafür sind Organisation und Verwaltung bei den Anti-Separatisten leicht dominanter. Auffällig ist die Differenz zwischen Kern und der allgemeinen Gruppe im Bereich von Personen in Unterricht und Erziehung. Während bei beiden allgemeinen Gruppen der Anteil etwa gleich hoch ist (12.9% resp. 10.3%) nimmt der Anteil im Kern bei den Anti-Separatisten stark ab, bei Separatisten hingegen stark zu. Eine Erklärung dafür ist nicht ersichtlich.

Ermittelt wurde bei den Befragten auch den Grad der Selbständigkeit, den sie nach eigener Einschätzung im Beruf haben. Die Annahme dabei ist, dass sich Personen mit einer höheren Möglichkeit zur Flexibilität im Beruf eher in einer Bewegung engagieren (Oliver 1983: 137).

Grad an Selbständigkeit (nur für Vollzeitberufstätige ermittelt)

(Werte in %)
Anti-Separatisten
Separatisten

Allgemein
Kern
Allgemein
Kern
völlig frei
37.7
36.4
27.5
38.9
eher frei
29.9
24.2
40.6
27.8
eher bestimmt
23.4
27.3
15.9
16.7
voll bestimmt
5.2
6.1
13.0
16.7
exogen bestimmt
3.9
6.1
2.9
-

100.0
100.0
100.0
100.0

Die Zahlen dieser Auswertung scheinen die von Oliver gemachte Vermutung zu stützen. Über 65% der Befragten auf beiden Seiten geben an, "völlig frei" oder "eher frei" zu sein. Ganz eindeutig sind diese Zahlen jedoch bei genauerem Betrachten nicht. Während beim separatistischen Kern mehr Personen als in der allgemeinen Gruppe angeben völlig frei zu sein (was der Theorie "mehr verfügbare Zeit = mehr Engagement" entspricht) ist bei den Antiseparatisten keine Verschiebung im Kern erkennbar. Fasst man zudem die beiden Kategorien "völlig frei" und "eher frei" zusammen, ergibt sich bei den allgemeinen Gruppen wie auch im Kern immer ca. 65%, also keine signifikante Zunahme im Kern.

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5.6 Schicht

Zur Ermittlung der Schicht hat Kriesi Angaben aus den Variablen Einkommen und Berufslage verknüpft. Daraus ergibt sich folgendes Bild:

Schicht des Befragten

(Werte in %)
Anti-Separatisten
Separatisten

Allgemein
Kern
Allgemein
Kern
Unterschicht/




untere Mittelschicht
55.7
62.5
56.9
57.1
Mittlere Mittelschicht
33.6
22.9
33.9
35.7
Obere Mittelschicht
8.2
12.5
8.3
7.1
Oberschicht
2.5
2.1
0.9
-

100.0
100.0
100.0
100.0

Während bei den Separatisten die oberste Schicht fast völlig fehlt, ist die Verteilung bei den allgemeinen Gruppen ungefähr gleich. Dies zeigt auch, dass es sich beim Jura-Konflikt kaum um einen Kampf zwischen Klassen handeln kann. Das sich die Mehrheit der Anhänger aus den unteren Schichten rekrutieren, zeigt eine Parallele zu den ethnischen Konflikten in Spanien und Irland (Waldmann 1993: 86).

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6. Mobilisierungsfaktoren

6.1 Relative Deprivation

Theorieansätze der Relativen Deprivation hatten vor allem Ende der 60er Anfang der 70er Hochkonjunktur. Relative Deprivation wird dabei verstanden als die "Diskrepanz zwischen Wahrnehmung der eigenen Lage einerseits und der Situation vergleichbarer Bezugsgruppen und legitimierbaren Ansprüchen andererseits bildet die zentrale soziale Quelle von Unzufriedenheit." (Rucht 1994 (2): 339). Diese Belastung, die Empfindung, dass etwas ungerecht oder unzumutbar ist, führt demnach zu einem Protestpotential. Kriesi hat ebenfalls versucht, diese relative Deprivation zu messen. Es zeigt sich, dass bei keiner der vier Gruppen eine scheinbare relative Deprivation vorhanden ist, die Motivation, sich in einer Bewegung zu engagieren also andere Gründe hat. Diese Feststellung ist jedoch nur mit Vorsicht zur Kenntnis zu nehmen, den Kriesi gibt zu bedenken, dass nicht eindeutig bestätigt werden kann, dass auch genau der Sachverhalt gemessen wird, nach dem gefragt wurde.

6.2 Selbsteinschätzung

Im weiteren wurden die Befragten gebeten, sich selbst in einer ersten und zweiten Wahl zu charakterisieren.

(Werte in %)
Anti-Separatisten
Separatisten

Allgemein
Kern
Allgemein
Kern

1.
2.
1.
2.
1.
2.
1.
2. *
Sozialist
0.6
11.7
1.7
11.9
1.5
19.4
-
35.3
Sozialdemokrat
1.3
1.0
-
-
0.8
2.8
3.2
-
Unabhängiger Linker
-
2.9
-
2.4
1.5
16.7
-
23.5
Liberaler
1.9
3.9
1.7
-
0.8
-
-
-
Bürgerlicher
0.6
13.6
-
14.3
-
2.8
-
-
Punk
0.6
-
-
-
0.8
6.9
-
5.9
Konservativer
-
3.9
-
4.8
-
5.6
-
-
Jurassier
2.6
-
1.7
-
87.2
1.4
93.6
5.9
Bernois romand
60.4
3.9
69.5
4.8
-
-
-
-
Suisse romand
4.5
4.9
1.7
4.8
4.5
29.2
-
23.5
Suisse
21.4
41.7
20.3
40.5
2.3
13.9
3.2
5.9
Agrarien
0.6
2.9
-
7.1
-
-
-
-
Anderes
5.2
9.7
3.4
16.6
0.6
1.3
-
-

100.0
100.0
100.0
100.0
100.0
100.0
100.0
100.0

* erste und zweite Einschätzung

Nicht erstaunlich bei dieser Art des Konfliktes ist, dass sich bei den Separatisten 87% als "Jurassier" bezeichnen. 4,5% fühlen sich in erster Linie als "Suisse romand", 2.3% als "Suisse". Der Rest ist marginal. Im Kern ist diese Selbstcharakterisierung sogar noch deutlicher: 93.5% bezeichnen sich zuerst als "Jurassier", je 3,2% als "Suisse" oder "Sozialdemokrat".

Erst in zweiter Wahl fühlen sich die Separatisten als "Suisse romand" (29.2%), "Sozialist" (19.4%), "Unabhängiger Linker" (16.7%) oder "Suisse" (13.9%). Ebenso im Kern: "Sozialist" (35.3%), "Unabhängiger Linker" (23.5%), "Suisse romand" (23.5%).

Bei den Anti-Separatisten ist die Situation ähnlich, jedoch nicht ganz so dominant. Bei der ersten Selbsteinschätzung bezeichnen sich 60,4% als "Bernois romand", 21,4% als "Suisse". Die ethnische Identifikation ist nicht so ausgeprägt wie bei den Separatisten, handelt es sich hier auch "nur" um eine Gegenbewegung. Auch im Kern der Gruppe bezeichnen sich "nur" 69.5% als "Bernois romand", aber 20.3% als "Suisse".

In der zweiten Charakterisierung dominiert "Suisse" (41.7%) vor "Bürgerlicher" (13.6%) und "Sozialist" (11.7%). Gleiches zeigt sich im Kern: 40.5% bezeichnen sich als "Suisse", 14.3% als "Bürgerlicher", 11.9% als "Sozialist".

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Anti-Separatisten etwas bürgerlicher ausgerichtet sind als die Separatisten und dafür ein etwas weniger dominantes "Wir-Gefühl" besitzen (vgl. dazu auch Seite 7).

Inhalt

6.3 Wie wurden Befragte mobilisiert ?

Erste Aufmerksamkeit

(Werte in %) Anti-Separatisten Separatisten
  Allgemein Kern Allgemein Kern
Freunde-Bekannte 4.7 7.1 5.4 -
Verwandte 8.1 10.7 15.4 22.6
Aktionen der Bewegung 4.0 7.1 2.3 3.2
Medien 6.0 3.6 6.2 6.5
Vertrauensleute 10.7 7.1 6.2 6.5
Ereignisse 51.7 48.2 40.0 48.4
3. Welt-Laden 7.4 8.9 13.1 3.2
Hilfswerke 2.7 3.6 5.4 6.5
Anderes 4.7 7.3 6.0 3.1
  100.0 100.0 100.0 100.0

Die Aufmerksamkeit unter den Bewegungsmitglieder wird vor allem durch die Aktivitäten der Gruppen erlangt (was bei den Aktionen zum Beispiel der Béliers oder Sangliers nicht besonders erstaunt). Eher erstaunlich ist, dass die Medien einen relativ geringen Einfluss bei der Information der Bevölkerung spielt.

Befragt nach dem ersten Kontakt zur Bewegung, gaben die meisten Mitglieder ebenfalls die Aktionen der Bewegung oder aber Familie und Bekannte als Kontaktperson an.

Erster Kontakt

(Werte in %) Anti-Separatisten Separatisten
  Allgemein Kern Allgemein Kern
Freunde-Bekannte 34.7 30.8 40.9 30.0
Verwandte 3.4 2.6 8.0 5.0
Aktionen der Gruppe 33.1 43.6 28.4 30.0
Publikation der Gruppe 4.2 2.6 1.1 -
Vertrauensleute 7.6 5.1 4.5 -
Anderes 17.0 15.3 17.1 35.0
  100.0 100.0 100.0 100.0

Bei ethnischen Bewegungen haben Freunde, Verwandte, Bekannte bezeichnenderweise einen grossen Einfluss bei der Mobilisierung der Leute, da alle Bevölkerungsteile, unabhängig von Alter, Geschlecht, Status, etc. betroffen sind. Bei den Separatisten ist dieses Muster sogar noch ausgeprägter als bei den Anti-Separatisten.

Inhalt

6.4 Integration in der Gesellschaft

Zwei gegenläufige Theorien untersuchen den Zusammenhang vom Grad der Integration einer Person in der Gesellschaft und dessen Wahrscheinlichkeit, dass sie in einer Bewegung engagiert ist. Die "Mass Society theory" vertreten v.a. durch Kornhauser geht davon aus, dass vor allem isolierte Personen für eine Bewegung mobilisiert werden könne. Gründe dafür sind: "Mulitple group affiliation will act as a checks and balances mechanism for preventing the rise of any one movement that seeks to capture the total allegiance and involvement of its adherents." (Oberschall 1973: 103). Oberschall entwickelt dagegen in seiner "Theory of mobilization" eine genau gegenläufige Argumentation: "The organizational base can be rooted in two different types of social structure. The collectivity might be integrated and organized along viable traditional lines based on kinship, village, ethnic or tribal organization, or other forms of community, wirth recognized leaders and networks of social relations extending to its boundaries. On the other hand, the collectivity might have a dense network of secondary groups based on occupational, religious, civic, economic, and other special interest associations with leaders based on prominent roles in these associations and networks of social relations following associational ties. Both of these principles of social organization, and they are by no means mutually exclusive, produce horizontal links and sentiments of solidarity within the collectivity that can be activated for the pursuit of collecitve goals and the formation of conflict groups." (Oberschall 1973: 119).

Die folgenden Zahlen scheinen mit Oberschalls Einschätzung übereinzustimmen: Die meisten Mitglieder der Gruppen sind in einem oder mehreren weiteren Vereinen aktiv. Die meisten Freunde sind ebenfalls aktiv (s. weiter unten). Interessant ist auch , dass die Separatisten und vor allem die Kern-Aktivisten deutlich aktiver sind als die Anti-Separatisten. Dies deutet wie beim Geschlecht (hoher Frauenanteil) darauf hin, dass es sich bei der Jurabewegung um eine stark integrierte, horizontal vernetzte Bewegung handelt.

Aktivität in Vereinen

(Werte in %) Anti-Separatisten Separatisten
  Allgemein Kern Allgemein Kern
Kein Mitglied 31.3 25.4 27.8 12.6
Passiv-Mitglied 11.3 10.2 12.8 6.5
1 x Aktiv 36.3 40.7 35.3 51.6
2 x Aktiv 11.9 11.9 17.3 16.1
3 und mehr Mal aktiv 9.4 11.9 6.8 12.9
  100.0 100.0 100.0 100.0

Freunde in der Gruppe

(Werte in %) Anti-Separatisten Separatisten
  Allgemein Kern Allgemein Kern
Alle dabei 21.4 21.8 14.8 17.2
meist dabei 53.6 70.9 55.7 51.7
teils-teils 13.6 5.5 18.3 27.6
eher nicht dabei 7.9 1.8 8.7 3.4
nicht dabei 3.6 - 2.6 -

Überraschend bei den Separatisten ist, dass weniger Personen als bei den Anti-Separatisten angeben, dass alle Freunde dabei sind. Fasst man jedoch die ersten drei Kategorien (alle bis teils-teils) zusammen, sind keine Unterschiede zwischen den Gruppen mehr erkennbar.

Inhalt

6.5 Aktivität in der Bewegung

Bei Anti-Separatisten wird die Teilnahme vor allem an folgenden Aktivitäten angegeben: Versammlungen (55%) und Finanzielle Unterstützung (60%). Weniger gefragt sind Aktionen (32%) und Arbeitsgruppen (12%). Beim Kern der Anti-Separatisten steigt die Teilnahme an allen Aktivitäten tendenziell Versammlung (83%), finanzielle Unterstützung (63%), Aktionen (53%) Arbeitsgruppen (24%); Ausnahme: finanzielle Unterstützung !

Bei den Separatisten ist die Aktivität schon bei der allgemeinen Gruppe deutlich höher als bei den Anti-Separatisten - Versammlung (62%), Finanzielle Unterstützung (63%), Aktionen (39%), Arbeitsgruppen (12%) - und steigt im Kern sogar noch weiter an: Versammlung (87%), Aktionen (71%), Finanziell (71%), Arbeitsgruppe (30%).

Die Häufigkeit der finanziellen Unterstützung ergibt kein einheitliches Bild. Während bei den Separatisten die Theorie "Je engagierter, desto höher auch die finanzielle Unterstützung" (Oliver 1983: 137) zutrifft (Kern 71% gegenüber allgemeine Gruppe 63%), ist dies bei den Anti-Separatisten nicht der Fall. Keine Übereinstimmung findet sich auch zwischen den Gegnern: Obwohl die Separatisten grundsätzlich engagierter in der Teilnahme an Aktivitäten sind, entspricht ihre finanzielle Unterstützung der Antiseparatisten.

Inhalt

6.6 Zeitliches Engagement

Neben der Art der Aktivität wurden die Mitglieder auch nach dem Ausmass der Aktivität innerhalb der Gruppe befragt. Dabei wurden zwei Phasen unterschieden: Das zeitliche Engagement in einer für die Bewegung kritischen Phase und das Engagement in einer für die Bewegung ruhigen Phase.

Engagement in Flaute

(Anzahl Personen) Anti-Separatisten Separatisten
  Allgemein Kern Allgemein Kern
Fast voll 1 1 1 1
etwa halbtags 2 2 1 1
täglich einzelne Std. 7 6 4 3
mehrere Std./Woche 27 21 30 16
weniger 66 19 62 10
anderes 16 2 7 -
  119 51 105 31

Engagement in kritischer Zeit

(Anzahl Personen) Anti-Separatisten Separatisten
  Allgemein Kern Allgemein Kern
Fast voll 10 5 3 1
etwa halbtags 7 5 5 5
tägl. einzeln. Std. 27 21 21 10
mehrere Std./Woche 42 17 45 11
weniger 32 5 31 3
anderes 12 2 4 1
  130 55 109 31

Aufgrund der Präsenz in den Medien und den spektakulären Aktionen vor allem auf der Seite der Separatisten könnte man davon ausgehen, dass diese eigentlich eher die Möglichkeit haben, Mitglieder während einer kritischen Phase zu aktivieren. Die Zahlen zeigen jedoch, dass es die Antiseparatisten sind, die in der kritischen Zeit ein dreifaches an Leuten gegenüber den Separatisten fast voll aktivieren kann.

Die meisten Leute bei beiden allgemeinen Gruppen investieren aber in einer ruhigen Zeit weniger als einige Stunden pro Woche für die Bewegung, in kritischer Zeit engagieren sich die meisten mehrere Stunden pro Woche. Beim Kern verschiebt sich verständlicherweise dieses Engagement etwas nach oben: in flauen Zeiten investieren beide Kerngruppen mehrere Stunden pro Woche, in kritischer Zeit bis zu einigen Stunden täglich.

Inhalt


7. Schlussbemerkung

Ausgehend vom geschichtlichen Hintergrund des Jura-Konfliktes habe ich in einem ersten Teil versucht, Ursachen und Verlauf des Jura-Bewegungen mit einem Teil der heute bestehenden Theorien über soziale Bewegungen zu vergleichen.

Dabei lässt sich feststellen, dass sich zwar Parallelen zu den einzelnen Teiltheorien finden lassen, es jedoch mehr ein Flickwerk, denn ein homogenes Ganzes ist. Dies mag sicher auch daran liegen, dass es keine allgemeingültigen, unbeschränkt anwendbaren Theorien der sozialen Bewegungen gibt.

Im zweiten Teil der Arbeit, der Datenauswertung, sind zwei Erkenntnisse zusammengefasst von Interesse. Zum einen dass die Konfessionszugehörigkeit vor allem bei den Separatisten eine geringe Rolle zu spielen scheint, zum anderen der hohe Anteil frankophoner Anti-Separatisten im Berner Jura.

Die Relevanz dieser Ergebnisse ist natürlich fraglich: Erstens liegt die Datenerhebung über 15 Jahre zurück und zweitens ist die Datenbasis für eine aussagekräftige, qualitative Bearbeitung relativ dürftig. Für mich persönlich hat sich diese Art der Auseinandersetzung mit dem Jura-Konflikt jedoch auf jeden Fall gelohnt, war es doch die erste systematisch durchgeführte Datenauswertung (im Rahmen einer Seminararbeit) anhand professionell erhobener Daten. Die Lehren, welche ich aus dieser Tätigkeit mit statistischen Zahlen gewinnen konnte, sind für mit bei der Lektüre zukünftiger qualitativ ausgerichteter Texte eine gute Unterstützung.


8. Literaturliste

Ganguillet, G. Die Jurafrage als peripherer Minderheitenkonflikt. In: Kriesi, H. (Hrsg.): Bewegung in der Schweizer Politik. Frankfurt: Campus. 1985. S. 81-126

Ganguillet, G. L'identité partagée du jura bernois. In: L'écartËlement: Espace Jurassien et identité plurielle 1974-1989. Saint-Imier: Canevas Editeur. 1991. S. 225-348

Jenkins, J. Jura Separatism in Switzerland. Oxford: Clarendon Press. 1986

Kriesi, H. (Hrsg.) Bewegung in der Schweizer Politik: Fallstudien zu politischen Mobilisierungsprozessen in der Schweiz. Frankfurt: Campus. 1985

McAdam, D. Taktiken von Protestbewegungen. In: Neidhardt, F. (Hrsg.): Öffentlichkeit, öffentliche Meinung, Soziale Bewegungen. Sonderheft Nr. 34 der "Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie". Westdeutscher Verlag Opladen. 1994, S. 393-412

Oberschall, A. Social Conflict and Social Movements. Englewood Cliffs, N.J.: Prentice Hall. 1973

Oliver, P. The mobilization of paid and volunteer activists in the Neighborhood Movement. In: Kriesberg, L. (Hrsg.). Research in Social Movements, Conflict and Change, Vol. 5, JAI-Press, Greenwich: 1983. S. 133-170

Rucht, D. Modernisierung und soziale Bewegungen: Deutschland, Frankreich und USA im Vergleich. Frankfurt: Campus. 1994

Rucht, D. Öffentlichkeit als Mobilisierungsfaktor für soziale Bewegungen. In: Neidhardt, F. (Hrsg.): Öffentlichkeit, Öffentliche Meinung, Soziale Bewegungen. Sonderheft Nr. 34 der "Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie". Westdeutscher Verlag Opladen. 1994, S. 337-358

Waldmann, P. Gewaltsamer Separatismus: Westeuropäische Nationalitätenkonflikte in vergleichender Perspektive. In: Winkler, H. / Kaelble, H. Nationalismus- Nationalitäten - Supranationalitäten. Stuttgart: Klett-Cotta. 1993. S. 82-107

Zald, M. / Useem, B. Movement and Countermovement Interaction: Mobilization, Tactics and State Involvement. In: McCarthy, J. / Zald, M. Resource Mobilization and Social Movements: A Partial Theory. American Journal of Sociology, 82. 1977. S. 247-272

Inhalt


Fussnoten

[1] Vgl. Fragebogen im Anhang

Last update: 06 Mrz 17

 

Editor

  Prof. Hans Geser
Soziologisches Institut
der Universität Zürich

hg@socio.ch