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Sociology of Work and Organization 

 

 

 

 

 

Stellensuche: eine Frage des Profils?

    Analyse der erfolgsrelevanten Merkmale von Stellensuchenden bei einem öffentlichen und einem privaten Stellenvermittlungsbüro

Cristina Crotti & Bruno Landolt

Zürich, 8. Oktober 1999

Lizentiatsarbeit eingereicht bei
Prof. Dr. Hans Geser

  am Soziologischen Institut
der Universität Zürich
Philosophische Fakultät I

Teil III

5        Ergebnisse

5.1       Das Sample

5.1.1      Zusammensetzung des Samples

Das von uns aufgenommene Sample setzt sich aus Stellensuchenden der Adecco-Filialen Technik, Hotel, Medical, Büro, Informatik und Oerlikon (gemischte Berufsbranchen), sowie den beiden RAV 1 und 2 zusammen. Die Grösse des Samples beträgt gesamthaft 703 Stellensuchende, wobei 400 Stellensuchende bei den 6 Adecco-Filialen und 303 Stellensuchende bei den beiden RAV 1 und 2 erhoben wurden. Das Verhältnis der Anzahl Fälle innerhalb des Gesamtsamples kann der Abbildung 6 entnommen werden.

Abbildung 6: Zusammensetzung des Gesamtsamples


(N=703)

Die absoluten wie auch relativen Zahlen zur obigen Abbildung sind in Tabelle 4 dargestellt.

Tabelle 4: Zusammensetzung des Samples nach Stellenvermittlungsbüro

Anzahl Stellensuchende

Anteil bei Adecco

Anteil am Gesamtsample

Adecco Oerlikon (gemischt)

78

20%

11%

Adecco Technik

129

32%

18%

Adecco Hotel

45

11%

7%

Adecco Medical

71

18%

10%

Adecco Büro

57

14%

8%

Adecco Informatik

20

5%

3%

Adecco gesamt

400

100%

57%

RAV 1&2 gesamt

303

 

43%

Gesamttotal

703

 

100%

Mit einem Anteil von 32% am gesamten Adecco-Sample stammt fast ein Drittel aller bei Adecco aufgenommenen Fälle von der Filiale Technik. Mit Ausnahme der Filiale Informatik, von der nur gerade 5% der Adecco-Stellensuchenden stammen, teilen sich die übrigen Filialen die restlichen zwei Drittel des Adecco-Samples zu etwa gleichen Teilen auf.

Inhalt

5.1.2      Verlauf der Personenaufnahme

Wie schon erwähnt, fand die Aufnahme der insgesamt 703 Stellensuchenden während etwas mehr als zwei Monaten statt. Ursprünglich waren je 300 Personen für Adecco und RAV geplant. Bei der Datenaufnahme stellte sich jedoch heraus, dass die Anzahl der Neuanmeldungen beim RAV weit geringer war als bei Adecco. Um die Dauer der Datenaufnahme jedoch nicht zu verlängern, entschlossen wir uns, die Anzahl der Fälle bei Adecco auf 400 zu erhöhen. Aus Abbildung 7 kann der Verlauf der Datenaufnahme bzw. der Neuanmeldungen bei Adecco und den beiden RAV ersehen werden.

Abbildung 7: Anzahl Neuanmeldungen pro Woche bei Adecco und beim RAV


(Adecco: N=400 / RAV: N=303)

Die 400 Neuanmeldungen bei Adecco fanden zum grössten Teil in den ersten fünf Wochen statt. Der rapide Abfall bei Woche 5 kann auf den Beginn der Sportferien zurückgeführt werden. Bei Woche 6 mussten wir nur noch wenige Personen in unser Sample aufnehmen, um die gewünschte Anzahl Fälle zu erreichen. Im Gegensatz zu Adecco erstreckte sich die Aufnahme der Personen bei den beiden RAV auf einen grösseren Zeitraum. Auffallend ist vor allem der starke Abfall bei Woche 3 und die geringe Anzahl Neuanmeldungen bei den Wochen 6-9. Über die Ursache dieses starken Abfalls können wir nur Vermutungen anstellen, es kann aber mit grosser Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass ab Woche 3 beim RAV keine "Vollerhebung" der Neuanmeldungen mehr stattgefunden hat (Zu bemerken ist, dass gleichzeitig mit unserer Datenerhebung in den RAV 1&2 ein neuer Interviewfragebogen namens "plan bilang" eingeführt wurde. Es kann vermutet werden, dass die ohnehin durch die hohe Anzahl der zu betreuenden Stellensuchenden stark belasteten Personalberaterinnen, durch den "plan bilang" einen Mehraufwand hatten und es deshalb - vor allem gegen Ende der Erhebung - unterliessen, für uns Kopien des Fragebogens zu erstellen).

Inhalt

5.1.3      Der Sucherfolg

Um ermitteln zu können, ob ein Stellensuchender während der einjährigen Beobachtungszeit "erfolgreich" war, also eine Stelle gefunden hat oder ob er noch auf Stellensuche ist bzw. gar keine Stelle mehr sucht, haben wir den Grund des Austritts beim Stellenvermittlungsbüro erfasst.

Tabelle5: Relative Anteile der verschiedenen Austrittsgründe

(Adecco: N=400; RAV: N=303)

 

Austrittsgrund

Adecco

RAV

Gesamt

 

 

in %

in %

in %

Sucherfolg

Vermittlung durch Adecco bzw. RAV

13

4

9

 

Vermittlung durch anderen Kanal

44

39

42

 

Selbständigerwerbend geworden

1

3

2

 

Total

58

46

53

Suchmisserfolg

ausgesteuert

0

1

0

 

keine Arbeit

8

0

5

 

kein Anrecht auf Taggeld

0

1

0

 

nicht mehr gemeldet

1

7

4

 

nicht vermittelbar

9

1

6

 

offen

12

33

21

 

Total

31

43

36

Indifferent

Weiterbildung

2

0

1

 

Umzug

1

5

3

 

gestorben

0

0

0

 

bleibt an bisheriger Stelle

4

0

2

 

Grund unbekannt

5

6

5

 

Total

12

11

11

Wie aus Tabelle 5 ersichtlich ist, wurden all jene Stellensuchenden als erfolgreich bezeichnet, die entweder durch das jeweilige Stellenvermittlungsbüro (Adecco oder RAV) vermittelt wurden, durch einen anderen Kanal eine Stelle gefunden oder den Schritt in die Selbständigkeit gewagt haben. Rund 53% aller Stellensuchenden können demnach als erfolgreich bezeichnet werden. Mit 58% ist der entsprechende Anteil bei Adecco etwas höher als beim RAV, wo er 46% beträgt. Dieser Unterschied rührt vor allem daher, dass Adecco während der einjährigen Beobachtungszeit ungefähr dreimal mehr "eigene" Vermittlungen (13% versus 4%) aufzuweisen hat.

Da es einen Unterschied macht, ob jemand nach einjähriger Stellensuche noch keine Arbeit gefunden oder ob er beispielsweise eine Weiterbildung begonnen hat, umgezogen ist oder an der bisherigen Stelle geblieben ist usw., haben wir die restlichen 47% der "erfolglosen" Stellensuchenden in die Kategorien "Suchmisserfolg" und "Indifferent" aufgeteilt. Demnach beträgt der Anteil der wirklich erfolglosen Stellensuchenden im Gesamtsample rund 36%. Während sich die erfolglosen beim RAV vorwiegend aus Personen zusammensetzen, die noch nicht aus dem Suchprozess ausgetreten sind (33%) oder die sich nicht mehr gemeldet haben (7%), sind die erfolglosen Stellensuchenden bei Adecco i.d.R. Personen, für die im Moment keine passende Stelle gefunden wurde (8%), die als nicht vermittelbar beurteilt wurden (9%) oder die noch nicht aus dem Suchprozess ausgetreten sind (12%).

Bei den rund 11% "Indifferenten" im Gesamtsample fällt auf, dass beim RAV relativ oft der Austrittsgrund "Umzug" genannt wurde (5%), während bei Adecco die Personen häufiger an der bisherigen Stelle geblieben sind (4%) oder eine Weiterbildung begonnen haben (2%).

Die obige Einteilung in "Erfolgreiche" und "Nichterfolgreiche" wirft die Frage auf, ob der Sucherfolg echt ist oder durch Lohneinbussen bzw. beruflichen Abstieg erkauft werden musste. Auskunft dazu gibt Tabelle 6.

Tabelle6: Vergleich von Lohn und Funktion an der neuen und der letzten Stelle

 

neuer Lohn - letzter Lohn (N=35)

neue Funktion - letzte Funktion (N=107)

 

tiefer

gleich

höher

tiefer

gleich

höher

Adecco

39%

12%

49%

22%

54%

24%

RAV

*)

*)

*)

4%

64%

32%

Gesamt

40%

11%

49%

13%

59%

28%

*) Da beim RAV lediglich bei 2 Personen der neue und der letzte Lohn erfasst werden konnte, macht eine Angabe des relativen Anteils keinen Sinn.

Trotz der kleinen Fallzahl beim Lohnvergleich (N=35), kann davon ausgegangen werden, dass bei etwas mehr als der Hälfte der Erfolgreichen eher ein Aufstiegals ein Abstieg stattgefunden hat. Bezüglich der Funktion zeigt der obige Vergleich "neue Funktion – letzte Funktion", dass 59% auf der gleichen Funktionsstufe verblieben sind und etwas mehr als doppelt so viele Erfolgreiche einen "funktionalen" Aufstieg (28%) anstatt eines Abstieges (13%) vollzogen haben. Besonders auffallend ist der geringe Anteil von 4% Absteigern beim RAV. Dies hängt wohl damit zusammen, dass rund 45% der Stellensuchenden beim RAV an ihrer letzten Stelle bereits auf der untersten Funktionsstufe (=Hilfsfunktion) tätig waren.

Inhalt

5.1.4      Die Suchdauer

Die durchschnittliche Suchdauer der erfolgreichen Stellensuchenden bei Adecco beträgt 118 Tage. Der Median von 95 Tagen zeigt zudem, dass rund die Hälfte der Erfolgreichen ihre Stelle nach einer Suchzeit von etwas mehr als drei Monaten gefunden hat. Beim RAV dauerte die durchschnittliche Suchdauer mit 146 Tagen rund einen Monat länger als bei Adecco, wobei die Hälfte aller erfolgreichen Stellensuchenden weniger als 117 Tage suchen musste. Die Verteilung der Suchdauer während der 12-monatigen Beobachtungszeit ist in Abbildung 8 ersichtlich.

Abbildung 8: Suchdauer der Erfolgreichen

 

(Adecco: N=232 / RAV: N=139)

Wie es aufgrund der durchschnittlichen Suchdauer und dem Median der Suchdauer zu erwarten ist, sind die Stellensuchenden von Adecco im unteren Bereich (1-6 Monate), die Stellensuchenden vom RAV dagegen im oberen Bereich (7-12 Monate) stärker vertreten. Auffallend sind die beiden "Ausreisser" bei 7 Monaten (RAV) und bei 9 Monaten (Adecco), die wir uns nicht erklären können.

Inhalt

5.2       Deskriptive Darstellung der Erfolgsmerkmale

Bei den Merkmalen, die zur Selektion von stellensuchenden Personen verwendet werden, können askriptive (zugeschriebene) Merkmale von den erworbenen Merkmalen unterschieden werden. Unter askriptiven Merkmalen versteht man beispielsweise das Alter, das Geschlecht, die Nationalität usw. (Vgl. Fuchs, Klima, Lautmann, Rammstedt, Wienold 1988). Während die askriptivenMerkmale in der Regel zugeschrieben werden und nur ausnahmsweise selber beeinflusst werden können, müssen bzw. können die erworbenen Merkmale wie der Beruf oder andere Qualifikationen durch den eigenen Einsatz beeinflusst werden.

Weitere für die Selektion relevante Faktoren sind: die momentane Situation, die Lohnvorstellungen, die Bewerbungsunterlagen usw. Um einen ersten Überblick über die Erfolgsmerkmale zu erhalten, wird in der Folge für jedes Merkmal, das entweder im Gesamtsample oder in einem der beiden Teilsample einen signifikanten Zusammenhang mit dem  Sucherfolg aufgewiesen hat, der prozentuale Anteil sowie die durchschnittliche Suchdauer der Erfolgreichen dargestellt. Zur Prüfung der Signifikanz dieser Variablen verwenden wir die bivariate logistische Regression, auf die wir in Kapitel 5.3 noch näher eingehen werden.

Inhalt

5.2.1      Askriptive Merkmale

Das Geschlecht ist wohl das bekannteste zugeschriebene Merkmal. Wie Tabelle 7 aufzeigt, beträgt der Anteil der Erfolgreichen im Gesamtsample (Adecco und RAV) bei den Frauen 57%, wohingegen der entsprechende Anteil bei den Männern nur 49% beträgt. Dieser Zusammenhang hat sich zudem bei einer Prüfung mittels logistischer Regression als statistisch sehr zuverlässig, d.h. sehr signifikant (Signifikanz < 0.01) erwiesen. Hinsichtlich der durchschnittlichen Suchdauer besteht zwischen den Geschlechtern nur ein kleiner Unterschied von 6 Tagen.

Die in Hypothese 1 aufgeworfene Frage, ob den Frauen der (Wieder-)Eintritt ins Erwerbsleben leichter fällt als den (wieder-)eintretenden Männern, kann mit einer entsprechenden Vierfeldertabelle und dem Chi2-Test geprüft werden. Aus der Vierfeldertabelle geht hervor, dass der Anteil der erfolgreichen, (wieder-)eintretenden Frauen mit 61% rund 17% höher ist als bei den Männern. Da die Anzahl der untersuchten Fälle (N= 55) relativ klein ist, erweist sich der entsprechende Chi2-Test jedoch nicht als signifikant.

Die aus der Theorie abgeleitete Behauptung, dass das Selektionsmerkmal "höchster Bildungsabschluss" bei den weiblichen Stellensuchenden eine wichtigere Rolle spielt als bei den männlichen (Hypothese 2), wurde mittels zweier bivariater logistischer Regressionen geprüft. Während sich bei den Frauen kein signifikanter Zusammenhang mit dem Sucherfolg gezeigt hat, konnte bei den Männern ein hochsignifikanter positiver Zusammenhang (Signifikanz < 0.001; b = 0.15) festgestellt werden. Die höchste Ausbildung spielt also eher für die Männer eine wichtige Rolle.

Betrachtet man den Erfolg der Stellensuchenden für Adecco und das RAV getrennt, so zeigt sich, dass der vom Geschlecht abhängige Unterschied beim Sucherfolg im Gesamtsample vor allem auf Adecco zurückzuführen ist.

Tabelle 7: Sucherfolg in Abhängigkeit von Geschlecht, Nationalität und Alter

Variable

Kategorien

Adecco

RAV

Gesamt

Erf (%)

SD (Tg)

Erf (%)

SD (Tg)

Erf (%)

SD (Tg)

Geschlecht

(N=703

 Adecco: **

 Gesamt: **)

weiblich

65**

111

45

158

57**

126

männlich

51**

128

46

137

49**

132

Nationalität

(N=703

Adecco/RAV: *

Gesamt: ***)

Schweizer

62*

115

52*

144

59***

124

Ausländer

48*

128

39*

149

43***

139

Alter

(N=703

 alle: **)

 

15-24

68

97

50

147

63

110

25-34

60

121

53

139

57

128

35-44

55

126

45

149

50

136

45-54

47

141

36

149

42

144

55-64

27

xx

22

198

24

163

Legende:    

Erf (%):      Anteil Erfolgreiche in %

Ref.:         Bei kategorialen Variablen bzw. deren Designvariablen beziehen sich die b-Koeffizienten und Signifikanzangaben jeweils auf den Unterschied zur angegebenen Referenzkategorie

SD (Tg):     Durchschnittliche Suchdauer in Tagen (nur Erfolgreiche)

* :            die mit Hilfe der bivariaten logistischen Regression durchgeführte Analyse ergab einen signifikanten (Sign. < 0.05) Zusammenhang mit dem Sucherfolg

** :           die mit Hilfe der bivariaten logistischen Regression durchgeführte Analyse ergab einen sehr signifikanten (Sign. < 0.01) Zusammenhang mit dem Sucherfolg

*** :          die mit Hilfe der bivariaten logistischen Regression durchgeführte Analyse ergab einen hochsignifikanten (Sign. < 0.001) Zusammenhang mit dem Sucherfolg

x :            wegen zu kleiner Fallzahl in der Randverteilung (< 10 Fälle) nicht aufgeführt

xx :          wegen zu kleiner Fallzahl (< 5 Fälle) nicht aufgeführt

Als weiteres Merkmal zeigt Tabelle 7 die Abhängigkeit des Sucherfolgs von der Zugehörigkeit zu einer Nation. Die Unterscheidung in Schweizer (Inländer) und Ausländer zeigt zunächst auf, dass der Anteil der Erfolgreichen im Schweizersample mit 59% deutlich höher ist als derjenige im Ausländersample, wo er nur gerade 43% beträgt. Diese Tendenz gilt zudem gleichermassen für Adecco wie auch für das RAV. Inländische Arbeitnehmer haben also deutlich bessere Einstellungschancen als ausländische Arbeitskräfte, womit Hypothese 6 als bestätigt betrachtet werden kann. Die Frage, ob ausländische Stellensuchende bei Arbeitsplätzen mit tiefen Qualifikationsanforderungen gegenüber den inländischen im Vorteil sind (Hypothese 7), kann mit Hilfe des Chi2-Tests beantwortet werden. Danach erweist sich der prozentuale Unterschied der Erfolgreichen bei den Ausländern (Anteil = 40%) und Schweizern (Anteil = 54%) als signifikant, womit Hypothese 7 klar widerlegt werden muss. Auch in bezug auf die Suchdauer schneiden die Schweizer etwas besser ab: Ihre Suchzeit ist rund zwei Wochen kürzer.

Beim Alter - als weiteres zugeschriebenes Merkmal - kann mit hoher Sicherheit (Signifikanz < 0.001) und für beide Teilsample Adecco und RAV die Aussage gemacht werden: Je älter eine Person ist, um so kleiner sind die Erfolgschancen bei der Stellensuche. Zur Veranschaulichung dieses Zusammenhangs können beispielsweise die Erfolgschancen eines 25-34jährigen Stellensuchenden (57%) mit derjenigen eines 55-64jährigen (24%) verglichen werden. Danach hat der jüngere Stellensuchende eine um den Faktor 2.38 (= 57/24) höhere Chance, eine Stelle zu finden. Eine weitere Analyse hat gezeigt, dass die Abhängigkeit des Sucherfolgs vom Alter zudem für alle Bildungsstufen sowie für beide Geschlechter gilt.

Wie mittels einer Produktmomentkorrelation (r = 0.145**) des Alters und der Suchdauer nachgewiesen werden konnte, nimmt zudem auch die Suchzeit der erfolgreichen Stellensuchenden mit dem Alter zu (Hypothese 4 bestätigt).

Wie Tabelle 8 zeigt, beträgt der Anteil der Erfolgreichen bei den verheirateten Stellensuchenden nur 44% und bei den geschiedenen Stellensuchenden gar nur 40%. Der Zusammenhang des Merkmals Zivilstand und Sucherfolg ist für die beiden Teilsample Adecco und RAV sehr signifikant und für das Gesamtsample sogar hochsignifikant. Analog zum Sucherfolg zeigen auch die Ergebnisse für die durchschnittliche Suchdauer, dass die ledigen Stellensuchenden gegenüber den verheirateten und den geschiedenen im Vorteil sind (120 Tage versus 141 Tage bzw. 146 Tage).

Die beiden Fragen, ob verheiratete Männer erfolgreicher sind als unverheiratete und ob unverheiratete Frauen erfolgreicher sind als verheiratete (Hypothese 3), haben wir je mit einem Chi2-Test überprüft. Bei den Männern ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Ledigen (60%) und den Verheirateten (52%). Bei den Frauen hingegen zeigte sich ein hochsignifikanter Unterschied (Ledige: 60%; Verheiratete:47%). Während der erste Teil von Hypothese 3 nicht bestätigt werden konnte, kann der zweite Teil angenommen werden.

Tabelle 8: Sucherfolg in Abhängigkeit von Zivilstand, Muttersprache und Aufenthaltsstatus

Variable

Kategorien

Adecco

RAV

Gesamt

 

 

Erf (%)

SD (Tg)

Erf (%)

SD (Tg)

Erf (%)

SD (Tg)

Zivilstand

(N=702; Ref.=

 ledig

 Adecco/RAV: **

 Gesamt: ***)

ledig

65

110

56

142

62

120

verheiratet

48**

127

39**

156

44***

141

verwitwet

x

xx

x

xx

67

xx

geschieden

48*

155

30**

127

40***

146

 

Muttersprache

(N=703;

 Adecco: ***

 RAV: **

 Gesamt: ***

Deutsch

64***

145

56**

111

61***

121

Andere Muttersprache

45***

148

38**

143

41***

146

 

Aufenth. status

(N=264; Ref.=

Jahresaufenth.

 Adecco: *

 Gesamt: *

Saisonarbeiter

x

xx

x

xx

x

xx

Jahresaufenthalter

13

xx

33

163

29

165

Niedergelassene

52*

130

46

128

49**

129

Vorläufig aufgen. Ausl.

x

 

39

210

39

210

Asylbewerber

x

xx

30

xx

30

xx

Zeichenerklärung -> siehe Legende von Tabelle 7

Das Merkmal "Muttersprache" haben wir dichotomisiert, so dass zwischen "Deutsch" und den "anderen Muttersprachen" unterschieden werden kann. Die Variable "Muttersprache" zeigt im Gesamtsample sowie auch im Teilsample Adecco einen hochsignifikanten und im Teilsample RAV einen sehr signifikanten Zusammenhang mit dem Sucherfolg an. Der Anteil der Erfolgreichen mit Deutsch als Muttersprache, ist mit 61% deutlich höher als der entsprechende Anteil bei den Stellensuchenden mit einer anderen Muttersprache (41%). Bezüglich der durchschnittlichen Suchzeit fällt auf, dass bei Adecco praktisch kein Unterschied der beiden Gruppen festzustellen ist.

Bezüglich dem Merkmal "Aufenthaltsstatus" zeigt sich sowohl im Gesamtsample als auch im Teilsample Adecco ein signifikanter Zusammenhang mit dem Sucherfolg. Dabei fällt vor allem der relativ hohe Anteil von 49% Erfolgreicher bei den Niedergelassenen auf. Im Vergleich zur Referenzkategorie "Jahresaufenthalter" erweist sich dieser Unterschied als signifikant (Adecco) bzw. sehr signifikant (Gesamtsample). Der "Erfolg" der Niedergelassenen kommt zudem auch in der für Ausländer relativ kurzen durchschnittlichen Suchzeit von 129 Tagen zum Ausdruck.

Inhalt

5.2.2      Erworbene Merkmale

Wie aus Tabelle 9 hervorgeht, besteht sowohl im Gesamtsample als auch im Teilsample RAV ein hochsignifikanter Zusammenhang zwischen der höchsten Ausbildung und dem Sucherfolg. Dabei gilt: je höher die höchste Ausbildung, um so besser sind die Chancen, eine Stelle zu finden. Besonders auffallend an den Ergebnissen des Gesamtsamples ist der hohe Anteil an Erfolgreichen bei den Stellensuchenden mit Fachausbildung (71%) und der sehr tiefe Prozentwert bei den Maturanden (33%). Bei den Stellensuchenden mit Universitäts- bzw. Hochschulabschluss muss darauf hingewiesen werden, dass sie zwar relativ erfolgreich waren (62%), jedoch mit durchschnittlich 162 Tagen ziemlich lange auf der Suche nach einer neuen Stelle waren.

Bei der Gegenüberstellung von Adecco und RAV zeigt sich, dass zwischen den gut ausgebildeten Personen bei Adecco und den gut ausgebildeten beim RAV erhebliche Unterschiede bezüglich ihres Sucherfolges bestehen. Bei Adecco sind Stellensuchende mit einer Fachausbildung (82%) bzw. mit Höherer Fachschule (72%) erfolgreicher, wohingegen beim RAV die Universitäts- bzw. Hochschulabgänger (67%) häufiger eine Stelle gefunden haben.

Tabelle 9: Sucherfolg in Abhängigkeit der höchsten Ausbildung, der Weiterbildung und der letzten Funktion

Variable

Kategorien

Adecco

RAV

Gesamt

Erf (%)

SD (Tg)

Erf (%)

SD (Tg)

Erf (%)

SD (Tg)

Höchste Ausb.

(N=703

 RAV: **

 Gesamt: **)

keine

x

xx

x

xx

x

xx

Grundschule/Unterstufe

38

136

31

169

33

154

Sek./Real/Oberstufe

48

111

35

118

39

115

Anlehre

58

141

41

202

54

152

Handelsschule

53

121

x

xx

51

121

Berufslehre

62

118

49

122

58

119

Diplommittelschule

x

xx

x

xx

55

113

Maturitätsschule

22

xx

38

174

33

148

Fachausbildung

82

95

46

157

71

106

Höhere Fachschule

72

113

39

124

58

116

Uni, Hochschule

36

xx

67

169

62

162

Dissertation, Habilitation

x

xx

x

xx

x

xx

Weiterbildung

(N=703

 Adecco: **

 Gesamt: ***)

Ja

63**

114

49

153

60***

121

Nein

50**

125

45

144

47***

136

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Letzte Funktion

(N=701

 Adecco/RAV:**

 Gesamt: ***

Schüler/Student

x

xx

76

185

74

178

Hilfsfunktion

50

133

30

137

40

135

Fachfunktion

58

111

54

141

57

122

Spezialistenfunktion

61

72

x

xx

58

122

untere Kaderfunktion

70

130

63

156

68

136

mittlere Kaderfunktion

79

117

82

147

80

131

obere Kaderfunktion

x

xx

x

xx

x

xx

Zeichenerklärung -> siehe Legende von Tabelle 7

Im weiteren kann anhand Tabelle 9 gesehen werden, dass ein hochsignifikanter Zusammenhang zwischen der Weiterbildung und dem Sucherfolg besteht. Hypothese 9, in der postuliert wurde, dass Stellensuchende mit Weiterbildung die besseren Einstellungschancen besitzen, kann also bestätigt werden. Wie der Vergleich der durchschnittlichen Suchdauer zeigt, hat die Weiterbildung zudem auch auf die Dauer der Suche einen positiven Einfluss (121 Tage versus 136 Tage). Anzumerken ist, dass beim Teilsample RAV kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Weiterbildung und dem Sucherfolg festgestellt werden konnte.

Hervorzuheben sind auch die Ergebnisse bezüglich der "letzten Funktion", die ein Stellensuchender bei der letzten Stelle inne hatte. Hierbei zeigt es sich, dass im Gesamtsample ein hochsignifikanter und in den beiden Teilsample ein sehr signifikanter Zusammenhang mit dem Sucherfolg vorliegt. Dabei gilt: Je höher die letzte Funktion, um so höher sind die Chancen eine Stelle zu finden. Bei den Schülern und Studenten (Berufseinsteiger), die sich nicht gut in das Funktionsschema einordnen lassen, kann mit einem Anteil von 74% von einer hohen Erfolgsrate ausgegangen werden. Die Gegenüberstellung der Ergebnisse für die Teilsample Adecco und RAV zeigt, dass die Stellensuchenden, die an ihrer letzten Stelle auf Hilfsfunktionsstufe gearbeitet haben, bei Adecco eher eine Stelle gefunden haben (50%) als beim RAV (30%). Die in Hypothese 11 aufgestellte Behauptung, dass Hilfsarbeiter und Kaderleute länger suchen müssen, konnte mit dem entsprechenden Chi2-Test nicht nachgewiesen werden, scheint aber aufgrund der Zahlenwerte von Tabelle 9 plausibel.

Im Zusammenhang mit der Stellensuche stellt sich immer auch die Frage, ob man den "richtigen" bzw. einen "gefragten" Beruf erlernt hat. Wie Tabelle 10 aufzeigt, besteht im Gesamtsample ein hochsignifikanter Zusammenhang zwischen der Branche des letzten Berufes und dem Sucherfolg. Im Vergleich zur Referenzbranche "Gastgewerbe und Hauswirtschaft" (Die Branche "Gastgewerbe und Hauswirtschaft" wurde als Referenzkategorie ausgewählt, weil sie besonders wenig erfolgreiche Stellensuchende enthält und damit zu den "erfolgreicheren" Kategorien am stärksten kontrastiert) hat sich gezeigt, dass die Branchen "Technische Berufe", "Organisation und Verwaltung" und "Dienstleistungskaufleute" einen hochsignifikant bzw. signifikant höheren Anteil an Erfolgreichen aufzuweisen haben. Besonders Mühe eine Stelle zu finden, hatten die Personen der Branche "Reinigung, Hygiene, Körperpflege". Bei der Gegenüberstellung der Teilsample Adecco und RAV fällt vor allem der grosse Unterschied bei der Branche "Gastgewerbe und Hauswirtschaft" auf. Die erfolgreichen Stellensuchenden von Adecco weisen in dieser Branche einen Anteil von 71% aus, während der entsprechende Prozentsatz beim RAV nur gerade 29% beträgt.

Tabelle 10: Sucherfolg in Abhängigkeit von Berufsbranche und Fremdsprachenkenntnissen

Variable

Kategorien

Adecco

RAV

Gesamt

Erf (%)

SD (Tg)

Erf (%)

SD (Tg)

Erf (%)

SD (Tg)

Branche

(N=703; Ref.=

 Gastgewerbe

 Gesamt ***)

Baugewerbe

46

170

63

115

54

139

Metallverarb. ... , Elektrotechnik

56

132

x

xx

50

127

Technische Berufe

79

122

75

184

78***

138

Handel u. Verkauf

51

99

53

127

52

105

Dienstleistungskaufleute

73

151

x

xx

79*

143

Organisation u. Verwaltung

69

98

66

129

68***

107

Transport u. Verkehr

46

46

x

xx

41

80

Gastgewerbe und Hausw.

71

129

29

168

47

143

Reinigung, Hygiene, Körperpfl.

x

xx

21

xx

16*

xx

Gesundheitswesen

53

146

43

211

51

161

Fürsorge, Erziehung u. Seels.

x

xx

x

xx

60

109

Übrige Berufe

43

121

18

xx

32

111

nicht bestimmbare Berufst.

38

132

36

165

37

152

Student, Schüler

x

xx

80

168

77

159

Fremdsprachenniveau

(N=703

 Adecco/RAV: **

 Gesamt: ***)

1-2 Punkte

45

124

47

116

46

120

3-5 Punkte

47

151

29

146

37

149

6-8 Punkte

58

119

51

129

56

122

9-11 Punkte

63

113

58

143

61

125

12-14 Punkte

68

121

54

146

63

129

15-17 Punkte

67

88

52

205

62

122

18-21 Punkte

50

60

60

203

55

132

Zeichenerklärung -> siehe Legende von Tabelle 7

Im weiteren zeigt Tabelle 10 den Sucherfolg in Abhängigkeit des Fremdsprachenniveaus: Für das Gesamtsample ergibt sich ein hochsignifikanter und für die beiden Teilsample ein sehr signifikanter Zusammenhang. Dabei gilt: je besser die Fremdsprachenkenntnisse, um so höher der Anteil der erfolgreichen Stellensuchenden. Bezüglich der Suchdauer fällt auf, dass bei Adecco die Dauer mit steigendem Fremdsprachenniveau eher sinkt, beim RAV hingegen eher steigt.

Auf die Darstellung der Merkmale "Spezialisierungen" und "Anzahl Arbeitserfahrungen" haben wir verzichtet, da sie weder in einem der beiden Teilsample noch im Gesamtsample einen signifikanten Zusammenhang mit dem Sucherfolg aufwiesen. Damit kann Hypothese 10, die einen positiven Einfluss der Arbeitserfahrung auf den Sucherfolg postuliert hat, anhand unseren Daten nicht bestätigt werden.

Inhalt

5.2.3      Andere vermittlungsrelevante Merkmale

Wie schon erwähnt, spielen bei der Stellensuche neben askriptiven und erworbenen Merkmalen auch eine Reihe anderer Faktoren eine wichtige Rolle. Es wirkt sich beispielsweise negativ auf die Stellensuche aus, wenn man in den letzten 10 Jahren arbeitslos war (siehe Tabelle 11). Dieser Zusammenhang ist im Gesamtsample sehr signifikant und im Teilsample Adecco sogar hochsignifikant. Der Einfluss auf den Sucherfolg zeigt sich deutlich in der unterschiedlichen Erfolgsquote derjenigen, die nicht arbeitslos waren (61%) zu derjenigen, die arbeitslos waren (44%). Hinsichtlich der durchschnittlichen Suchdauer der Erfolgreichen kann praktisch kein Unterschied (133 Tage versus 132 Tage) festgestellt werden.

Tabelle 11: Sucherfolg in Abhängigkeit von Arbeitslosigkeit, Firmenwechsel und Tätigkeitswechsel in den letzten 10 Jahren

Variable

Kategorien

Adecco

RAV

Gesamt

Erf (%)

SD (Tg)

Erf (%)

SD (Tg)

Erf (%)

SD (Tg)

Arbeitslos in

den letzten 10J.

(N=391

 Adecco: ***

 Gesamt: **)

Ja

43***

125

45

147

44**

133

Nein

67***

125

49

152

61**

132

 

Firmenwechsel

(N=400

 Adecco: *)

0 Wechsel

55

156

54

150

55

154

1 Wechsel

49

126

51

146

49

133

2 Wechsel

55

118

55

149

55

130

3 Wechsel

67

161

46

178

62

164

³ 4 Wechsel

x

xx

x

xx

x

126

Tätigkeits-

wechsel

(N=443

 Adecco: *)

0 Wechsel

52

157

53

136

52

142

1 Wechsel

48

120

44

141

47

126

2 Wechsel

53

118

x

111

54

117

3 Wechsel

74

142

x

xx

73

160

³ 4 Wechsel

57

130

x

xx

48

126

Zeichenerklärung -> siehe Legende von Tabelle 7

Die Häufigkeit eines Firmen- bzw. Tätigkeitswechsels einer Person in den letzten 10 Jahren kann als Indikator für ihre berufliche Flexibilität betrachtet werden. Gemäss Tabelle 11 besteht aber lediglich bei Adecco ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Anzahl Firmen- bzw. Tätigkeitswechsel und dem Sucherfolg. Hyopothese 12 kann also nur für Adecco bestätigt werden.

Ein weiteres Merkmal, das mit dem Sucherfolg signifikant zusammenhängt, ist der Berufsstatus. Wie aus Tabelle 12 ersehen werden kann, besteht zwischen der Referenzkategorie "ganzarbeitslos ohne Beschäftigung" und der Kategorie "vollzeitbeschäftigt" ein sehr signifikanter Unterschied. Bei den vollzeitbeschäftigten Stellensuchenden fanden 61% innerhalb eines Jahres eine Stelle suchten durchschnittlich etwas weniger lang (120 Tage) als die übrigen. Die Hypothese 15, in der ein negativer Zusammenhang zwischen dem Status "arbeitslos" und dem Sucherfolg postuliert wurde, kann somit bestätigt werden.

Tabelle 12: Sucherfolg in Abhängigkeit des Berufstatus und der momentanen Situation

Variable

Kategorien

Adecco

RAV

Gesamt

Erf (%)

SD (Tg)

Erf (%)

SD (Tg)

Erf (%)

SD (Tg)

Status

(N=702; Ref.

 ganzarb. o. Bs.

 Gesamt: *)

ganzarbeitslos o. Beschäftigung

56

118

46

148

51

133

teilweise arbeitslos (o. Besch.)

x

xx

48

134

48

132

vollzeitbeschäftigt

61

120

x

xx

61**

120

teilzeitbeschäftigt

x

xx

x

xx

31

xx

Situation

(N=701; Ref.

 vorher erw.

 Gesamt: *)

vorher erwerbstätig

55

132

46

144

49

139

erstmals auf Stellensuche

70

63

67

184

68

134

Wiedereintritt ins Erw.leben

61

84

18

xx

53

86

Ersatzarbeit

x

xx

x

xx

27

xx

Umschulung, Ersatzprogramm

x

xx

x

xx

x

xx

ungekündigt

57

144

x

xx

58**

144

gekündigt

70

91

x

xx

70

91

befristet

54

69

x

xx

54

69

Zeichenerklärung -> siehe Legende von Tabelle 7

Auch zur momentanen Situation, in der sich jemand befindet, konnte im Gesamtsample ein knapp signifikanter Zusammenhang nachgewiesen werden. Im Vergleich zur Referenzkategorie "vorher erwerbstätig" weist jedoch lediglich die Kategorie "ungekündigt" eine signifikant unterschiedliche Erfolgsquote auf. Auffallend, jedoch statistisch nicht signifikant, ist die hohe Erfolgsquote bei den Stellensuchenden, die erstmals auf Stellensuche waren (68%) oder in einem gekündigten Arbeitsverhältnis standen (70%). Die Behauptung von Hypothese 5, dass die Jungen (< 31 Jahre), die zum erstenmal auf Stellensuche sind, schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, konnte mit dem von uns durchgeführten Chi2-Test nicht bestätigt werden.

Wie Tabelle 13 aufzeigt sind die Erfolgschancen der Stellensuchenden, die schon einmal einen Temporäreinsatz geleistet haben, signifikant kleiner als die Chancen derjenigen, die noch nie temporär gearbeitet haben oder dies verschwiegen haben. Personen mit geleistetem Temporäreinsatz hatten eine Erfolgschance von 49%, während bei den Personen ohne Temporäreinsatz eine Erfolgsquote von 63% festgestellt werden konnte. Bezüglich der durchschnittlichen Suchdauer bestehen zwischen diesen beiden Gruppen jedoch praktisch keine Unterschiede (119 versus 123 Tage).

Tabelle 13: Sucherfolg in Abhängigkeit eines Temporäreinsatzes während der Suchzeit, des Vorhandenseins von Diplomen sowie vollständiger Bewerbungsunterlagen

Variable

Kategorien

Adecco

RAV

Gesamt

Erf (%)

SD (Tg)

Erf (%)

SD (Tg)

Erf (%)

SD (Tg)

Temporäreins.

(N=448

 Adecco:**

 Gesamt: **)

Ja

50**

113

46

144

49**

119

Nein

64**

121

55

148

63**

123

 

Diplome vorh.

(N=678

 Adecco: ***

 Gesamt: ***)

Ja

61***

118

50

147

57***

126

Nein

34***

135

42

141

40***

137

 

Bewerbungs-

unterl. vollst.

(N=674

 Adecco/RAV: **

 Gesamt: ***)

Ja

60

117

54

153

58

126

Nein

38

133

37

141

37

139

 

Zeichenerklärung -> siehe Legende von Tabelle 7

Das Vorhandensein von Diplomen (Zertifikaten) und vollständigen Bewerbungsunterlagen korreliert gemäss Tabelle 13 stark mit dem Sucherfolg. Im Falle der Diplome kann ein hochsignifikanter, positiver Zusammenhang im Gesamtsample wie auch im Teilsample Adecco nachgewiesen werden. Im Falle der vollständigen Bewerbungsunterlagen besteht dieser (zuverlässige) Zusammenhang zusätzlich auch beim RAV. Stellensuchende mit vorhandenen Diplomen und vollständigen Bewerbungsunterlagen können zudem mit einer kürzeren Suchzeit rechnen.

Im Folgenden werden die Ergebnisse bezüglich Merkmalen dargestellt, die jeweils nur für Adecco bzw. nur für das RAV erhoben werden konnten.

BeiAdecco handelt es sich zum einen um das Merkmal "gesuchtes Anstellungsverhältnis" und zum andern um das Merkmal "Anzahl Temporärstellen". Wie aus Tabelle 14 ersichtlich ist, kann beim gesuchten Anstellungsverhältnis ein hochsignifikanter Zusammenhang mit dem Sucherfolg festgestellt werden. Der Anteil erfolgreicher Stellensuchender, die eine Dauerstelle und nur eine Dauerstelle gesucht haben, ist mit 67% sehr viel höher als der Anteil derjenigen, die eine Try&Hire Anstellung gesucht haben (48%). Auch bei den während der Suchzeit absolvierten Temporäreinsätzen kann ein signifikanter Zusammenhang mit dem Sucherfolg festgestellt werden. In der Regel gilt hier: je mehr Temporäreinsätze während der Suche geleistet werden, um so kleiner sind die Chancen, eine Dauerstelle zu finden. Als Ausnahme dieser Regel muss hierbei jedoch der sehr hohe Anteil Erfolgreicher bei denjenigen erwähnt werden, die genau einen Temporäreinsatz geleistet haben. Mit 72% ist dieser gar um einiges höher als der entsprechende Anteil bei den Stellensuchenden ohne Temporäreinsatz (58%).

Tabelle 14: Sucherfolg in Abhängigkeit vom gesuchten Anstellungsverhältnis, der Anzahl Temporärstellen und arbeitsmarktlichen Massnahmen

Variable

Kategorien

Adecco

RAV

Erf (%)

SD (Tg)

Erf (%)

SD (Tg)

Gesuchtes An-

stellungsverh.

(N=389

 Adecco: ***)

Try & Hire

48***

126

 

 

Dauerstelle

67***

128

 

 

 

Anzahl Tempo-

rärstellen

(N=400

 Adecco: *)

keine Temporärstelle

58

110

 

 

1 Temporärstelle

72

150

 

 

2 Temporärstellen

42

247

 

 

³ 3 Temporärstellen

22

xx

 

 

Arbeitsmarkt-

liche Massn. 2

(N=303

 RAV: ***)

Ja

 

 

69

164

Nein

 

 

41

140

 

Zeichenerklärung -> siehe Legende von Tabelle 7

Bei der Variable "Arbeitsmarktliche Massnahmen 2" (Standortbestimmungskurse, Sprach- und EDV-Kurse, Praktika, usw.), die nur beim RAV erhoben werden konnte, zeigt sich ein hochsignifikanter Zusammenhang mit dem Sucherfolg. Mit 69% ist die Erfolgsquote bei denjenigen, die an einer arbeitsmarktlichen Massnahme 2 teilgenommen haben, sehr viel höher als bei denjenigen, die an keiner teilgenommen haben. Erstere mussten dafür etwas länger nach einer Stelle suchen (164 versus 140 Tage).

Für die Merkmale "Beschäftigungsgrad", "wer hat gekündigt", "letzter Lohn", "Job Hopper", "Mobilität", "Arbeitsmarktliche Massnahmen 1" und "Zwischenverdienst" konnte kein statistisch signifikanter Zusammenhang mit dem Sucherfolg nachgewiesen werden. Damit kann die Hypothese, in der postuliert wird, dass Job Hopper mehr Mühe hätten, eine Stelle zu finden (Hypothese 14), nicht nachgewiesen werden. Schliesslich muss auch der Zusammenhang zwischen der Mobilität und dem Sucherfolg der Stellensuchenden mit hohem Berufsstatus verworfen werden (Hypothese 13), da die entsprechende Prüfung mittels bivariater logistischer Regression keinen signifikanten Zusammenhang ergeben hat.

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Last update: 02 Feb. 15

 

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Prof. Hans Geser
Soziologisches Institut
der Universität Zürich
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